Heidrun Jakobs - 22. Juni 2022
Das sage nicht ich, sondern die Präsidentin des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe, Liane Buchholz, jüngst in der Bild. Und damit hat sie recht.
Kurzfristig gilt das zumindest für diejenigen, die ihre Immobilie knapp auf Kante finanziert haben und bei denen in Kürze eine Anschlussfinanzierung im Raum steht, sprich die meist zehnjähre Festzinsvereinbarung ausläuft. Warum ist das so? Während bis ungefähr Ende letzten Jahres die Immobilienzinsen meist noch unter 1 % lagen, liegen wir aktuell schon bei ungefähr 3 %. Die Tendenz ist steigend. Das bedeutet, dass für diejenigen, bei denen in Kürze ein Anschlussfinanzierung ansteht, die weitere Finanzierung ihrer Immobilie und die Bedienung von Zins und Tilgung erheblich teurer wird.
Der Deutschlandfunk hat die Zinssteigerung an einem Beispiel wie folgt dargestellt:
"Bei einem durchschnittlichen Baudarlehen von 300.000 Euro und drei Prozent Tilgung macht das einen großen Unterschied. Dafür waren noch im Januar monatlich 1000 Euro fällig. Wenn die Zinsen demnächst auf drei Prozent steigen, müssen für den gleichen Kredit und die gleiche Tilgung monatlich 1500 Euro bezahlt werden. Das Darlehen im Mai wird für die Bauleute, bis sie vollständig getilgt haben, statt rund 45.000 Euro 116.000 Euro gekostet haben – wegen eines Zinsanstiegs von zwei Prozent".
Gepaart mit der hohen Inflation werden viele Immobilienbesitzer wohl künftig nicht mehr in der Lage sein, Zins und Tilgung ihrer Immobilie ausreichend zu bedienen. Das führt dann zu einer Kündigung des Darlehensvertrags mit einer sich anschließenden Zwangsversteigerung.
Unabhängig hiervon droht eine neue Immobilienblase, das heißt, der Immobilienmarkt droht einzubrechen, so dass von einem Immobilienwert, wie er sich heute noch darstellt, keine Rede mehr sein kann. Wenn sich nun der ursprünglich angesetzte Wert der Immobilie nicht mehr realisierten lässt, steht der Bank wegen der Veränderung der wirtschaftlichen Verhältnisse das Nachbesicherungsrecht zu. Wer hier keine zusätzlichen Sicherheiten zu bieten hat, dem droht dann ebenfalls das Schicksal einer Zwangsversteigerung.
Tragisch hierbei ist, dass die meisten Immobilienbesitzer das noch nicht realisiert haben. Sie kennen weder die Einzelheiten ihrer Darlehensverträge, noch sorgen sie sich rechtzeitig um eine Anschlussfinanzierung. Es läuft halt.
Hinzu kommt, dass viele Immobilienbesitzer nicht in ihrem eigenen Sinne finanziert haben, sondern unbewusst die Interessen ihrer Kreditvermittler bedient haben mit etwa beispielsweise einer Tilgungsaussetzung und Kopplung des Darlehensvertrags mit einem oder mehreren Bausparverträgen. Das Erwachen wird böse sein. Eine unabhängige anwaltliche Beratung hätte vor vielem bewahrt.