Heidrun Jakobs - 28. August 2011
Eine der beeindruckendsten Reden, die ich je gehört habe und die man einfach verbreiten muss:
Steve Jobs 2005 in Stanford:
„Ich fühle mich geehrt, heute mit euch hier zu sein, bei eurer Abschlussfeier an einer der besten Universitäten, die es auf der Welt gibt. Ich habe nie eine Hochschule abgeschlossen. Um die Wahrheit zu sagen, jetzt gerade bin ich einem Hochschulabschluss am nahsten.
Heute will ich euch drei Geschichten aus meinem Leben erzählen. Das ist alles. Keine große Sache. Nur drei Geschichten.
DIE ERSTE GESCHICHTE HANDELT VOM VERBINDEN DER PUNKTE
Ich bin aus dem Reed College nach sechs Monaten ausgeschieden (...).Aber, warum bin ich ausgeschieden?
Es begann noch bevor ich geboren wurde.
Meine leibliche Mutter war eine junge, unverheiratete Uni-Absolventin und sie entschied sich, mich zur Adoption freizugeben. Sie war sehr davon überzeugt, dass ich von Leuten mit einem Universitätsabschluss adoptiert werden sollte, so wurde alles dafür arrangiert, dass ich bei der Geburt von einem Anwalt und seiner Frau adoptiert werde. Doch genau als ich auf die Welt kam, entschieden diese sich, dass sie eigentlich doch viel lieber ein Mädchen hätten.
So wurden meine Eltern, die auf der Warteliste standen, mitten in der Nacht angerufen und gefragt: „Wir haben ein unerwarteten kleinen Jungen; Wollen sie ihn?“ Sie sagten: „Natürlich.“
Meine leibliche Mutter fand später heraus, dass meine Mutter nie eine Universität absolviert hatte mein Vater nie eine Mittelschule abgeschlossen hatte. Sie weigerte sich, die Adoptionspapiere zu unterschreiben.
Wenige Monate später war sie doch damit einverstanden, als meine Eltern versprochen hatten, dass ich irgendwann zur Universität gehen würde.
Und 17 Jahre später ging ich auf die Hochschule.
Aber aus Naivität habe ich ein College ausgesucht, dass so teuer war wie Stanford. Alle Ersparnisse meiner Eltern gingen für die Uni-Gebühren drauf. Nach sechs Monaten konnte ich den Wert darin nicht sehen. Ich hatte keine Ahnung, was ich in meinem Leben tun würde und keine Ahnung, wie mich die Universität darin unterstützen sollte, das herauszufinden.
Und da stand ich nun, hatte das ganze ersparte Geld meiner Eltern verbraucht, das sie in ihrem Leben erarbeitet hatten. Ich entschied mich, die Schule zu verlassen und daran zu glauben, dass alles irgendwie OK gehen würde. Es war ziemlich beängstigend damals, aber rückblickend war es eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe.
Ab der Sekunde, in der ich ausschied, konnte ich aufhören, die Kurse zu besuchen, die mich nicht interessierten, und mit denen beginnen, die für mich interessant waren.
Die Reed Universität bot zu dieser Zeit einen der besten Kalligraphie-Kurse im Land an. Quer durch den ganzen Campus war jedes Poster, jedes Schild auf jeder öffentlichen Fläche wunderschön von Hand mit kalligraphischer Schrift versehen.
(...) Ich entschied mich für einen Kalligraphie-Kursus, um zu lernen, wie man das macht. Ich lernte über Serif- und San-Serif-Schriftarten, über die unterschiedlichen Freiraum-Größen zwischen den verschiedenen Buchstabenkombinationen, über das, was großartige Typografie großartig macht.
Es war wunderschön, historisch, künstlerisch feinsinnig in einer Art und Weise, wie sie Wissenschaft nicht einfangen kann und ich fand es faszinierend.
In nichts von all dem steckte irgendwie die Hoffnung, dass es jemals eine praktische Anwendung finden würde in meinem Leben. Aber zehn Jahre später, als wir den ersten Macintosh-Computer entworfen haben, kam alles doch auf mich zu.
Und wir arbeiteten all das in den Mac ein.
Es war der erste Computer mit wunderschöner Typografie.
Wenn ich diesen Kurs nicht besucht hätte, würde der Mac niemals verschiedene Schriften oder proportional aufgeteilte Freiräume in den Schriftarten haben.
(...) Wäre ich damals nicht ausgeschieden, wäre ich niemals in diese Kalligraphie-Klasse gegangen und PCs hätten nicht die wunderschönen Schriftarten, die sie jetzt haben. Natürlich war es nicht möglich, diese Punkte miteinander zu verbinden, als ich noch in die Zukunft blickte, während ich noch auf der Universität war.
Aber zehn Jahre später ist diese Verbindung sehr, sehr klar.
Nochmal, du kannst Punkte nicht verbinden, wenn du nach vorn blickst. Du kannst Punkte nur verbinden, wenn du zurück blickst. So musst du daran glauben, dass sich die Punkte irgendwie in der Zukunft verbinden werden. Du musst an etwas glauben – deinen Gott, Schicksal, Leben, Karma oder was auch immer. Diese Einstellung hat mich nie im Stich gelassen und machte den erheblichen Unterschied in meinem Leben.
MEINE ZWEITE GESCHICHTE IST ÜBER LIEBE UND VERLUST
Ich hatte Glück – Ich fand, was ich geliebt habe, ziemlich früh im Leben.
Woz und ich starteten Apple in der Garage meiner Eltern, als ich 20 war. Wir arbeiteten hart und in zehn Jahren wuchs Apple von den zwei, die wir waren, zu einem 2-Milliarden-Dollar-Unternehmen mit mehr als 4000 Mitarbeitern heran.
Wir hatten damals unser feinstes Stück geschaffen – den Macintosh – ein Jahr bevor ich 30 wurde. Und dann wurde ich gefeuert.
Wie kann jemand gefeuert werden, wenn er das Unternehmen gegründet hatte?
Naja, als Apple wuchs, stellten wir jemanden ein, bei dem ich glaubte, er sei sehr talentiert darin, das Unternehmen mit mir zu leiten und für das erste Jahr oder so liefen die Dinge gut. Aber als unsere Visionen für die Zukunft begonnen haben sich zu unterscheiden, kam es zu einer Auseinandersetzung. Als wir diese hatten, war die Chefetage auf seiner Seite. Also war ich mit 30 draußen. Und sogar ziemlich öffentlich rausgeworfen.
Das, was mein einziges Ziel meines erwachsenen Lebens war, war nun vorbei und verwüstet.
Ich wusste wirklich nicht, was ich tun sollte einige Monate lang.
Ich habe mich so gefühlt, als hätte ich die vorangegangene Unternehmer-Generation in Stich gelassen, als hätte ich die Stafette fallen lassen, genau als diese mir übergeben wurde.
Ich habe mich mit David Packard und Bob Noyce getroffen und versucht, mich zu entschuldigen, dass ich das alles so schlimm verkorkst habe. Mein Versagen wurde in der Öffentlichkeit ziemlich breitgetreten und ich überlegte sogar, aus der Gegend wegzuziehen.
Aber etwas dämmerte mir langsam – ich liebte immer noch, das was ich tat. Und so entschied ich mich, von Neuem zu beginnen.
Ich hatte es damals nicht gesehen, aber es stellte sich heraus, dass von Apple gefeuert zu werden das Beste war, was mir je hätte passieren können.
Der Druck des Erfolges war von der Leichtigkeit, wieder ein Anfänger zu sein, komplett ersetzt worden, und das in allen Dingen. Es befreite mich, um eine der kreativsten Phasen in meinem Leben betreten zu können.
Während der folgenden fünf Jahre startete ich eine Firma namens NeXT, eine andere Firma namens Pixar und verliebte mich in eine wundervolle Frau, die später meine Frau wurde.
Pixar entwickelte den ersten animierten Computerfilm der Welt, Toy Story, und ist zur Zeit das erfolgreichste Animationsstudio der Welt. In einer bemerkenswerten Wendung der Dinge kaufte Apple NeXT und ich war zurück bei Apple und die Technologie, die wir bei NeXT entwickelt haben, ist nun das Herzstück der Renaissance der jetzigen Apple-Computer.
Und Laurene und ich haben eine wundervolle Familie zusammen.
Ich bin mir ziemlich sicher, nichts von dem wäre jemals geschehen, wenn ich nicht bei Apple gefeuert worden wäre.
Es war bitter schmeckende Medizin, aber es war genau die, die ich benötigte.
Manchmal trifft dich das Leben mit einem Ziegelstein auf den Kopf. Verliere nicht deinen Glauben.
Ich bin überzeugt, dass das Einzige, was mich zum Weitermachen brachte, war, dass ich geliebt habe, was ich tat. Man muss das finden, was man liebt. Das ist wahr in Bezug auf die Arbeit wie auch im Liebesleben.
Arbeit wird einen großen Teil des Lebens ausmachen und der einzige Weg, um wirklich erfüllt zu sein, ist das zu tun, wovon man glaubt, es sei eine großartige Arbeit. Und der einzige Weg, großartige Arbeit zu tun, ist zu lieben was man tut.
Wenn du es bis jetzt nicht gefunden hast, dann suche weiter. Bleibe nicht stehen. Mit allen Fasern deines Herzen wirst du es spüren, wenn du es gefunden hast. Und wie jede große Beziehung wird es besser und besser, wenn die Jahre vergehen. Also schaue dich um, bis du es gefunden hast. Bleibe nicht stehen.
MEINE DRITTE GESCHICHTE IST ÜBER DEN TOD
Als ich 17 war, las ich ein Zitat das ungefähr so klang:
„Wenn du jeden Tag so lebst, als wäre es dein letzter, wird es höchstwahrscheinlich irgendwann richtig sein.“
Es hatte mich beeindruckt und seit damals über 33 Jahre habe ich jeden Morgen in den Spiegel geschaut und mich selbst gefragt: „Wenn heute der letzte Tag in meinem Leben wäre, würde ich das tun, was ich mir heute vorgenommen habe zu tun?“ Und jedes Mal wenn die Antwort „nein“ war für mehrere Tage hintereinander, wusste ich, ich muss etwas verändern.
Mich zu erinnern, dass ich bald tot sein werde, war für mich das wichtigste Werkzeug, das mir geholfen hat, alle diese großen Entscheidungen zu treffen.
Weil fast alles – alle äußeren Erwartungen, der ganze Stolz, die ganze Angst vor dem Versagen und der Scham – diese Dinge fallen einfach weg angesichts des Todes und es bleibt nur mehr das, was wirklich wichtig ist. Sich zu erinnern, dass man sterben wird, ist der beste Weg, den ich kenne, um der Falle zu entgehen und zu glauben man hätte etwas zu verlieren. Du bist vollkommen nackt. Es gibt keinen Grund, um nicht seinen Herzen zu folgen.
Ungefähr vor einem Jahr wurde bei mir Krebs diagnostiziert.
Ich hatte eine Untersuchung um 7:30 in der Früh und es war deutlich ein Tumor auf meiner Bauchspeicheldrüse zu sehen. Ich wusste nicht mal, was eine Bauchspeicheldrüse ist. Der Arzt sagte mir, dass das bereits eine Form des Krebs sei, der unheilbar ist und dass ich damit rechnen solle, dass ich nicht mehr länger als drei bis sechs Monate zu leben habe. Der Arzt riet mir nach Hause zu gehen und meine Angelegenheiten alle in Ordnung zu bringen, was die Ärzte normal sagen, wenn sie sagen, man soll sich vorbereiten zu sterben. Es bedeutet zu versuchen, den Kindern das beizubringen und zu erklären, was man normalerweise geglaubt hat, man könnte es in den nächsten zehn Jahren tun, doch nun in einigen Monaten. Es bedeutet, dass alles geklärt sein soll, damit es später so leicht als möglich für die eigene Familie wird. Es bedeutet, sich zu verabschieden.
Ich lebte mit dieser Diagnose den ganzen Tag.
Später am Abend hatte ich eine Biopsie, wo sie mir ein Endoskop in den Hals gesteckt haben, durch meinen Magen in die Eingeweide, wo sie mit einer Nadel einige Zellen von dem Tumor abgeschabt haben. Ich war betäubt, aber meine Frau, die da war, erzählte mir, dass als sie sich die Zellen unter dem Mikroskop angesehen haben, die Ärzte zu weinen begannen, weil es sich herausstellte, dass es eine ganz seltene Form von Bauchspeicheldrüsenkrebs ist, der mit einer Operation heilbar ist.
Ich hatte die Operation und bin nun gesund.
Da war ich dem Tode am nahesten gekommen und ich hoffe, das wird auch so bleiben für die nächsten Jahrzehnte. Das nun durchlebt zu haben, gibt mir die Möglichkeit, euch mit mehr Gewissheit sagen zu können, dass der Tod ein rein nützliches geistiges Konzept ist.
Niemand will sterben. Nicht mal Menschen, die in den Himmel kommen wollen, wollen sterben, um dorthin zu gelangen. Und dennoch ist der Tod das Schicksal, das wir alle teilen.
Niemand ist jemals entkommen.
Und das ist so, wie es sein sollte, weil der Tod möglicherweise die beste Erfindung des Lebens ist.
Es ist der Vertreter des Lebens für die Veränderung. Es räumt das Alte weg, um Platz zu machen für das Neue.
Gerade jetzt seid das Neue ihr, aber eines Tages, nicht sehr viel später, werdet ihr langsam zum Alten gehören und weggeräumt werden. Tut mir leid, dass ich so dramatisch bin. Aber es ist die Wahrheit.
Deine Zeit ist begrenzt, also verbrauche sie nicht, um das Leben anderer zu leben.
Sei nicht gefangen von Dogma, das nur Leben nach den Überlegungen anderer Leute bedeutet. Lass nicht den Krach anderer Meinungen die eigene innere Stimme zum Verstummen bringen.
Und das Allerwichtigste, habe den Mut, dem eigenen Herzen und der Intuition zu folgen. Diese wissen irgendwie schon genau, was du wirklich sein willst. Alles andere ist zweitrangig.
Als ich jung war, gab es eine erstaunliche Veröffentlichung, genannt „The Whole Earth Catalog“, welches eine der Bibeln meiner Generation war.
Es war erschaffen von einem Kollegen mit Namen Stewart Brand nicht weit von hier im Menlo Park. Das war in den späten 60er-Jahren, bevor es noch PCs und desktop publishing gab, damals wurde alles mit Schreibmaschinen, Scheren und Polaroid-Kameras gemacht. Es war so etwas wie Google in Papierformat, 35 Jahre bevor Google auftauchte. Es war ideologisch und überfüllt mit ordentlichen Feinheiten und großartigen Gedanken.
Stewart und sein Team haben mehrere Versionen vom „The Whole Earth Catalog“ rausgebracht, bis es zum Ende kam und sie eine letzte finale Version veröffentlichten.
Es war Mitte der 70er und ich war in eurem Alter. Auf der Rückseite der letzten Version war eine Abbildung von einer Landstraße früh am Morgen, die Art von Landstraße, an der man als Anhalter stehen würde, wenn man ein Abenteurer wäre. Darunter standen die Wörter:
„Bleib hungrig, bleib töricht.“
Es war ihre finale Nachricht, als sie aufgehört haben. Bleib hungrig. Bleib töricht. Und das wünschte ich mir immer für mich selbst. Und jetzt, da ihr nun absolviert und neu beginnt, wünsche ich euch dasselbe.
Bleibt hungrig. Bleibt töricht.
Vielen Dank an alle.“
Der Text basiert auf einer Übersetzung des österreichischen Blogs „Humanity“. Überarbeitung durch Bild.de